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Zeichenluft Form.Code.Maps Markus Riebe
Datum:25.02.2015 bis 11.03.2015
Zeichenluft Form.Code.Maps
Als Markus Riebe Anfang der 80er Jahre des vorigen Jahrhunderts begann, den Computer in seine künstlerische Arbeit einzubeziehen, war die weitere technologische Entwicklung kaum abzusehen. Theorien entstanden, nach denen Maus und Eingabestift Pinsel und Farbe als neue künstlerische Werk-zeuge ersetzen würden.
Markus Riebe betrachtete den Computer schon damals nicht als Werkzeug, sondern als Begleiter, der vielfältige Methoden, an Bilder heranzugehen und neue Denkweisen ermöglichte. So liegen die Ergeb-nisse seiner Arbeit im Zwischenbereich von digitaler und analoger Kunst als Vorstellungs- und reales Werk zugleich. Bis heute entziehen sich seine Arbeiten der reinen virtuellen Existenz. Wie zu Beginn der 1990iger Jahre, als sie auf renommierten internationalen Computerkunstfestivals wie der Siggraph Artshow in Chicago, dem Third International Symposium on Electronic Art in Sydney, der ComputerArt in Deutschland erstmals vorgestellt wurden, stellen sie eine Herausforderung an das Wahrnehmungs-vermögen des Betrachters dar. Inzwischen gab es in den Werkgruppen „Perfekt zaubern“, „digi-tal/analog“, „D/A-Wandler“, „Avatare“, „Territorien“, „Luftkorridore“, „Sensitive Machines“ viele ver-schiedene Varianten der Wechselwirkungen zwischen Künstler und Computer, deren letzte in dieser Ausstellung zu erleben ist.
Zeichenluft ist eine raum- und ortsbezogene Ausstellung von Lentikularbildern aus der Reihe Form.Code.Maps, die zum ersten Mal in Linz gezeigt werden und Erfahrungsbereiche wie Landschaft, Körper, Raum, Atmosphäre in fluktuierende computergenerierte 3-D Bilder übersetzen.
Kartografisch erfasste Territorien dienen als Grundlage für virtuelle Reisen, als Maps bilden sie Räume und Ordnungsmodelle für Orientierungen und Vereinbarungen. Im künstlerischen Prozess finden sie im übertragenen Sinne Verwendung als Memorymaps, als Mindmaps um damit durch Erinnerung und Be-wusstsein zu navigieren.
Zuerst wurden virtuelle Drahtgittermodelle erfundener Gebilde im Raum entwickelt, die dann als Con-tainer und Projektionsflächen für grafische Spuren, Zeichnungen und Texturen definiert werden. Als teiltransparente Texture Maps werden sie durch die Positionierung im x-y-z Raum codiert, um dann für den Betrachter zur Entschlüsselung analog als UV-beständige Unikat-Pigmentdrucke ausgegeben zu werden.
Der Computer stellt dabei nur am Rande ein Werkzeug dar – etwa im Slicing der 3D-Ebenen für das Lentikularbild als Endprodukt – im Wesentlich liefert die Maschine die Matrix für die Orientierung zwi-schen Modellen, Musterordnungen und Bewusstseinsinseln.
Die visuellen und räumlichen Strukturen irritieren in ihrer Wirkungsweise. Fragen werden aufgeworfen: jene des eigenen Standortes und der generellen Bewusstseins-Verortung in dieser Welt. Die ästhetische Dimension der Bilder täuscht letztlich: Schwebende Artefakte, Reste von Codes lösen den für Compu-terbenutzer mittlerweile gewohnten Blick auf die Erdoberfläche und die scheinbare Sicherheit von Or-ten auf.
Die stereooptische Tiefenwahrnehmung hat sich im Laufe der Evolution entwickelt, um Handlungen zu regulieren. Vor allem Tätigkeiten wie Greifen, zielgenau Werfen etc. werden dadurch spezifiziert, durch die frontale Verlagerung der Augenposition wird allerdings das Gesichtsfeld verkleinert.
Stereoskopische Umsetzung wird in der vorgestellten künstlerischen Arbeit nicht als Unterhaltungsef-fekt gesehen, sondern ist wesentlicher Bestandteil der Aussage. Stereoskopisches Tiefensehen lässt das Bild erst in der Interaktion mit dem (zweiäugigen) Betrachter Wirklichkeit werden und ist damit wesent-licher Bestandteil der interaktiven Ausstellung.
Die Lentikularbilder der Reihe Form.Code.Maps erzeugen einen dreidimensionalen (räumlichen) Ein-druck mittels winziger optischer Tonnenlinsen.
Diese Illusion kann ohne 3D Brillen betrachtet werden, wird nur im Original in der Galerie sichtbar und kann weder fotografisch noch am Bildschirm reproduziert werden.